en bois désert lautet die adresse,
waldige wüste, wüster wald. irgendwo am rand der weiten wälder der waadt, wo
die schweizer armee einsam und optimistisch den endkampf gegen die russen
trainiert, liegt montricher. schade, dass man das in der deutschschweiz nicht
kennt, denn am oberen dorfende, also dort, wo sich der fuchs und der sich
anschleichende russe gute nacht sagen, en bois désert, befindet sich seit 2013 die maison de l’écriture
der fondation jan michalski. und das ist keine maison, die das verlegerpaar
vera und jan michalski hier hinzaubern liess, sondern ein riesiger palast, ganz
der literatur und ihren liebhabern gewidmet. man erinnert sich sofort an den
pavillon du mariage an der expo.02 in yverdon: ein dominantes, von vielen schlanken
säulen getragenes flachdach, hier mit riesigen emmentaler-löchern. darunter platzierten
die architekten vincent mangeat und pierre wahlen – mit viel kaltem sichtbeton
aussen und viel warmem holz innen – ein auditorium, einen ausstellungssaal (wo
man im moment lustvoll und ausführlich der graphic novel huldigt) und eine fünfstöckige
öffentliche bibliothek, mit einem umwerfend reichen angebot, mit einladenden
sitzecken und arbeitsnischen, die den blick bis in die savoyer alpen schweifen
lassen und bestimmt die eine und den anderen immer wieder vom arbeiten
abhalten. zusätzlich gibt’s unter dem grossen dach sieben frei hängende hütten,
von unterschiedlichen architekten entworfen, die als residenz-appartements für
autorinnen und autoren gedacht sind. das ganze ensemble wirkt trotz seiner
grösse ausgesprochen verspielt und einladend. ein ort der ruhe, ein ort zum
schmökern, ein ort der inspiration. mitten in der wüste.
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