Samstag, 3. November 2018

LUZERN: ROMÉO ET JULIETTE

was für ein glücksfall für das luzerner theater, was für ein traumpaar: regula mühlemann und diego silva sind „roméo et juliette“. die international durchgestartete sopranistin aus luzern und der hier regelmässig gastierende mexikanische tenor geben ihre rollendebuts in gounods oper. beide jung, beide bildhübsch, beide mit facettenreichen stimmen. eine idealere besetzung kann man sich für die berühmteste und traurigste liebesgeschichte nicht wünschen. so zart, so glaubwürdig verkörpern sie diese tastende erste liebe zweier jugendlicher aus zwei in tiefstem hass verfeindeten familien. sie singen küssend, sie singen sich umgarnend, sie singen liegend, sie singen sterbend – und ihre seelen, das berührt zutiefst, singen mit. sie tun dies in einem grottenhässlichen bühnenbild von aurélie maestre, einem klaustrophobischen raum aus falschem beton und falschem marmor, museum und krematorium gleichermassen. die ahnen, wir ahnen es. regisseur vincent huguet will illustrieren, wie einengend und tödlich die zwänge und zwiste der älteren generation für die jüngere sein können. ein plausibler ansatz, der allerdings durch klamauk von präpotenten jungs und karikaturen von debilen senioren zunichte gemacht wird. kommt dazu, dass clemens heil und das luzerner sinfonieorchester den hochemotionalen gounod-klang selten finden, vieles gerät zu grell, zu forsch, und die ärgerlich langen umbaupausen sind dem musikalischen flow auch nicht eben zuträglich. was das ereignis der saison hätte werden können, endet als durchaus konventionelle, mitunter verunglückte veranstaltung. trotzdem gab’s bei der première eine standing ovation, für das tolle, junge sängerensemble immerhin absolut verdient.

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