Freitag, 20. Juli 2018

POING: SELIGER PATER RUPERT MAYER

es werden doch tatsächlich noch kirchen gebaut. anderswo werden sie geschlossen oder umgenutzt, als eventlokal (ebnat-kappel), als kletterhalle (mönchengladbach), als asylunterkunft (winterthur), als buchhandlung (maastricht), als getränkelager (petit-lancy). in bayern aber werden noch kirchen gebaut. vor kurzem wurde die kirche seliger pater rupert mayer in poing bei münchen eingeweiht, eine auffällige weisse skulptur in einer, höflich ausgedrückt, unauffälligen peripheriegemeinde. das wie ein dreiteiliges relief gestaltete dach (dreifaltigkeit) mit seinen glänzenden weissen kacheln wirkt aus der ferne wie die spitze eines eisbergs, von nahem könnte es auch ein besonders gut gelungener industriebau sein. nur ein kahler platz trennt das gebäude von der hauptstrasse, denn der kirchenraum soll einladen („kommt und seht“), das war den architekten andreas meck und axel frühauf besonders wichtig. keine schweren türen trennen den platz deshalb vom kirchenraum, sondern nur viel glas: glastüren, fenster, oblichter. das licht erfüllt den weissen raum von allen seiten. er wirkt hell und transparent und schlicht. da sich die wandflächen in verschiedensten formen und winkeln gen himmel strecken, das licht also unterschiedlich brechen, ergibt sich ein ganz spezielles farbenspiel: fifty shades of white. ein sehr meditativer ort, luftig und leicht, wo man sich auf anhieb wohlfühlt. es ist den poingern und dem lieben gott nicht zu wünschen, aber falls es trotzdem mal so weit kommen sollte: dieser prachtvolle raum wird sich ausgesprochen gut umnutzen lassen.

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