es werden doch tatsächlich
noch kirchen gebaut. anderswo werden sie geschlossen oder umgenutzt, als
eventlokal (ebnat-kappel), als kletterhalle (mönchengladbach), als
asylunterkunft (winterthur), als buchhandlung (maastricht), als getränkelager
(petit-lancy). in bayern aber werden noch kirchen gebaut. vor kurzem wurde die
kirche seliger pater rupert mayer in poing bei münchen eingeweiht, eine
auffällige weisse skulptur in einer, höflich ausgedrückt, unauffälligen peripheriegemeinde.
das wie ein dreiteiliges relief gestaltete dach (dreifaltigkeit) mit seinen
glänzenden weissen kacheln wirkt aus der ferne wie die spitze eines eisbergs,
von nahem könnte es auch ein besonders gut gelungener industriebau sein. nur
ein kahler platz trennt das gebäude von der hauptstrasse, denn der kirchenraum
soll einladen („kommt und seht“), das war den architekten andreas meck und axel
frühauf besonders wichtig. keine schweren türen trennen den platz deshalb vom
kirchenraum, sondern nur viel glas: glastüren, fenster, oblichter. das licht erfüllt
den weissen raum von allen seiten. er wirkt hell und transparent und schlicht.
da sich die wandflächen in verschiedensten formen und winkeln gen himmel
strecken, das licht also unterschiedlich brechen, ergibt sich ein ganz
spezielles farbenspiel: fifty shades of white. ein sehr meditativer ort, luftig
und leicht, wo man sich auf anhieb wohlfühlt. es ist den poingern und dem
lieben gott nicht zu wünschen, aber falls es trotzdem mal so weit kommen
sollte: dieser prachtvolle raum wird sich ausgesprochen gut umnutzen lassen.
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