Sonntag, 1. Juli 2018

GISWIL: SAUDADE

pascal, jonas und sandro, drei jungs aus ob- und nidwalden, altersmässig irgendwo zwischen erstkommunion und lehrabschlussprüfung, spielen auf ihren alphörnern eine eigenkomposition, kräftig und kristallklar, bedächtig und betörend. diese meditative reverenz der jugend an die reiche musikalische tradition der bergtäler eröffnet die 13. ausgabe des volkskulturfests „obwald“. sie gehören immer dazu in der waldlichtung bei giswil, diese magischen momente, wo das herz schneller hüpft oder das augenwasser seinen auftritt hat. dieses mal also sorgt das junge alphorntrio bergkristall gleich zu beginn für so einen moment und gibt damit den richtigen ton vor für diesen abend, an dem portugal zu gast ist, ein land, wo die melodien selten happy enden. saudade, der weltschmerz, dominiert denn auch die auftritte des coral casa do povo de serpa, 20 männer mit schwarzen hüten und schwarzen stimmen, die den sonnigen, heissen abend in ein ganz anderes, geheimnisvolles licht tauchen. im kanton obwalden leben rund 37‘000 menschen, über 1000 davon sind portugiesinnen und portugiesen – ein ganz spezieller echoraum also für diese düsteren gesänge aus dem alentejo. die fado-sängerin ana sofia varela reisst uns dann in einem geradezu opernhaften rausch auch noch in die tiefsten tiefen der portugiesischen seele – und schliesslich kommt es, einmal mehr, zum obwald-wunder: die vom toggenburger naturtalent simon lüthi sorgfältig kombinierten jödeler, bödeler und örgeler aus der ost- und der zentralschweiz stellen sich zu ana sofia und ihren portugiesen, ganz eng rücken sie alle zusammen, halten sich freundschaftlich fest und zwinkern sich zu, aus zwei gruppen wird eine, aus zwei melodien wird eine. auch schwermütige musik kann glücksgefühle auslösen.

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