Freitag, 16. Februar 2018

ZÜRICH: MIR NÄMEDS UF ÖIS

johohe! hallojo! wie sie ihn jetzt plötzlich mögen, die zürcher ihren christoph marthaler, den sie 2004 so schnöde abserviert haben. wie sie schlange stehen für „mir nämeds uf öis“, sein comeback am schauspielhaus. wie das ganze haus jubelt am schluss. den nicht-zürcher berührt diese späte versöhnung doch etwas eigenartig, und auch dem ensemble scheint bei der sache nicht immer ganz wohl zu sein. sie halten den zürchern mit ihren globalen business-verstrickungen den spiegel vor („nehmen ist wie geben, nur ohne geben“), doch das machen sie in einem intergalaktischen bad-state-raumschiff aus sicherer distanz und immer so, dass es nicht zu fest weh tut. die zünftler bekommen ihr fett weg und die fifa und udo jürgens und die baulöwen, nümmerchen für nümmerchen, die grosse alte nikola weisse geistert im rosaroten silvia-blocher-deux-pièces durch die gegend, resp. durchs all und ueli jäggi gibt einen ehemaligen whistleblower mit zweitausbildung als damencoiffeur. alles dreht sich um zwangslagen und die befreiung aus zwangslagen, hübsches thema in einer finanzmetropole. aber irgendwie wird man den mindestens ebenso hübschen verdacht nicht los, dass die marthaler-bande vor allem eines wollte: endlich mal wagner singen („der weltberühmte schweizer komponist“), schmettern, aus voller kehle. der matrosenchor aus dem „fliegenden holländer“ gleich zu beginn im dauerloop: „johohe! hallojo! hojohe! hallojo! ho! he! he! ja! hailohe! hallohoje!“ der pilgerchor aus dem „tannhäuser“ mit steinerner miene und simultanübersetzung für hörbehinderte und, umwerfend, tora augestad mit dem „lied an den abendstern“ als englische schnulze. dann wartet der kenner natürlich nur noch auf, ja genau, den ultimativen walkürenritt. doch es kommt – der sechseläutenmarsch, übel veräppelt. marthaler eben, back in züri.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen