es gab mal eine wundervolle
einrichtung: das theater. man sass in einem raum, schaute sich eine
inszenierung an und freute oder ärgerte sich darüber. das genügte einigen
nicht. sie erfanden das freilichttheater, wo man sich nicht über das stück
ärgert, sondern weil man friert oder weil die musiker davonrennen, da es ihnen
auf die stradivaris pisst. ok, „das grosse welttheater“ vor der barocken
fassade des klosters einsiedeln oder „carmen“ in der arena von nîmes, das macht
ja inhaltlich noch einigermassen sinn. aber auch das genügte einigen nicht. sie
erfanden das landschaftstheater, wo pferde und schauspieler über wiesen jagen –
und das publikum hinterher. heute lauert an jedem ufer und hinter jedem
wäldchen so ein event. „some like it hot“ am thunersee. hot! am thunersee! verdis
„rigoletto“ vor der mülimatt-turnhalle in brugg/windisch (auch das ist,
ehrlich, nicht erfunden). „winnetou 1“ in engelberg. und es wird noch absurder:
nach dem landschaftstheater folgt jetzt unvermeidlich das hochgebirgstheater.
der ultimative höhepunkt wird diesen sommer mit „romeo und julia am gornergrat“
erreicht, 2600 meter, zum schnäppchenpreis von 99 franken. eine kulturelle gratwanderung.
dabei gibt’s so eine richtig tüchtige lungenentzündung im flachland viel
günstiger, vor der mülimatt-turnhalle in brugg/windisch zum beispiel. aber
nein, man wird diesen sommer mit blauen lippen und vor kälte starr auf 2600
metern sitzen – und die alten shakespeare-verse werden von ganz neuer
dringlichkeit durchdrungen: „von diesen lippen schied das leben längst; der tod
liegt auf ihr, wie ein maienfrost.“ und bestimmt freuen sich dann alle schon
auf „die zauberflöte“ in der eigernordwand.
hahahaha XD laut gelacht!
AntwortenLöschen