„der
teufel tanzt es mit mir“, „wahnsinn fasst mich an“, „vernichte mich, dass ich
vergesse, dass ich bin“, so und ähnlich notiert gustav mahler in den entwürfen
zu seiner zehnten, schliesslich unvollendeten sinfonie; nach dem absprung
seiner alma steckt der komponist in einer existenziellen krise. genau wie herr
geiser, der protagonist in max frischs holozän-erzählung, dem in seinem
tessiner rustico die hirnzellen allmählich abhanden kommen. in beiden werken
endzeitstimmung, in beiden fällen autobiographisch grundiert. am luzerner
theater kombiniert regisseur felix rothenhäusler die beiden: im ersten teil
frisch pur, im zweiten teil frisch durchsetzt mit mahler-fragmenten, im dritten
teil mahler – eine reise durch menschliche ängste und abgründe, eine steigerung
zum unfassbaren, transzendenten. ein paar blitze zucken quer über die bühne,
zum donner von wort und musik. so weit, so bestechend. doch der schauspieler
adrian furrer, in einem massiv irritierenden van-gogh-t-shirt, deklamiert
hektisch an der rampe und kriegt die subtilität des frisch/geiser-monologs
nicht hin. und dirigent winston dan vogel kommt mit den spätromantischen
klangfarben nicht klar, das mahler-universum bleibt weit entfernt, die
querflöten quietschen, die hörner sabbern, so schlecht habe ich das luzerner
sinfonieorchester lange nicht gehört (pleistozän). so will, so kann sich kein
ganzes ergeben. dass das luzerner theater vermehrt experimentiert, ist
erfreulich. dieses experiment jedoch wird weder mahler noch frisch gerecht,
man muss es als missglückt bezeichnen.
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