das
ist grosses schauspielertheater. drei männer, zwei stunden, ein konflikt. die
schlacht um troja scheint odysseus nur noch mit dem überragenden bogenschützen
philoktet für sich entscheiden zu können, doch den hat er wegen einer arg
stinkenden wunde vor jahren kaltblütig ausgesetzt. also schickt er den
unbelasteten jüngling neoptolemos vor, um den ausgesetzten für sich
zurückzugewinnen. ein verhängnisvolles dreieck, eine zeitlose konstellation:
ein machtmensch, ein aussenseiter, ein vermittler. das politische und das
private überlagern sich allgegenwärtig. worte werden hier zu waffen – das beabsichtigte
heiner müller in seiner sprachmächtigen zuspitzung von sophokles‘ „philoktet“ und
das unterstreicht der bulgarische regisseur ivan panteleev mit seiner
inszenierung am cuvilliéstheater der münchner residenz. worte sind waffen, ob
geschleudert, gefeuert oder taktisch subtil und schleimerisch eingesetzt: sie
verwunden und sie töten. shenja lacher (odysseus), aurel manthei (philoktet)
und franz pätzold (neoptolemos) sind drei energiegeladene und hochpräzise
schauspieler, die jedes wort auch körperlich umsetzen, ihm seine unmittelbare
wirkung geben und sein nachhaltiges echo lassen, was durch den wunderbar
leeren, nur mit daunenfedern bedeckten bühnenraum von johannes schütz eine
zusätzliche dimension gewinnt. es zucken die worte, es zucken die gedanken, es
zucken die gesichter. lauter monologe und dialoge und erst nach zwei stunden
dann das finale terzett, wo sich die drei im stakkato konfrontativ und
überlagernd vorhalten, was ihr jeweiliges handeln oder nicht handeln für
individuelle oder politische konsequenzen nach sich ziehen wird. ein terzett
der ohnmacht, ein terzett der ausweglosigkeit, ein terzett hin zum tod.
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