klamauk.
sagt eine alt nationalrätin in der pause. klamauk. die dame hat recht. der
barbier benjamin barker alias sweeney todd bringt im düsteren london seinen
konkurrenten adolfo pirelli um, er bringt den büttel bamford um, er bringt eine
bettlerin um, er bringt den richter turpin um und dann verliert man den
überblick. er bringt sie alle aus rache um, weil er zu unrecht 15 jahre
verbannt wurde. und mrs. lovett, die bäckerin seines vertrauens, macht aus den
leichen seiner opfer köstliche fleischpasteten, best of fleet street. so weit,
so schlecht. leider hat stephen sondheim aus diesem stoff 1979 ein musical
gemacht, das leider immer noch gespielt wird. zum beispiel jetzt am luzerner
theater. regisseur johannes pölzgutter und dirigent florian pestell unternehmen
den verzweifelten versuch, aus diesem groschenroman quasi grosse oper zu
machen. ohne erfolg. zu einem musical gehören nun mal ein paar eingängige
melodien, doch die wollten dem komponisten partout nicht einfallen. stattdessen:
ohne unterbruch aggressive, grelle tonfetzen, zu denen die kultivierten stimmen
des luzerner opernensembles so gar nicht passen wollen. alles absicht? „sozialkritisch“
sei das ganze und voll von „tiefschwarzem humor“, stand irgendwo. ein scharfes
rasiermesser und ein paar pasteten aus menschenfleisch, nun ja, dieser humor
reicht einfach doch nicht ganz für drei abgrundtief beschwingte stunden. es
gibt zwei sorten von klamauk: gehobenen und überflüssigen.
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