„aha“,
sagt sie trocken, als man ihr kundtut, dass sich auch ihr letzter
vermeintlicher vertrauter abgesetzt hat („der lord lässt sich entschuldigen, er
ist zu schiff nach frankreich“). aha. dann bricht bei königin elisabeth von
england die ganze einsamkeit und verzweiflung durch, in die sie sich mit dem
todesurteil gegen maria stuart manövriert hat, die königin von schottland, ihre
cousine und rivalin. fassungslos und bleich steht sie allein auf der bühne der
münchner kammerspiele, ein unkontrolliertes zucken überwältigt ihr gesicht,
minutenlang und immer heftiger, bis sich der eiserne vorhang vor ihr senkt. ein
letzter grossartiger auftritt von annette paulmann, deren elisabeth nur
vordergründig eine starke und mächtige frau ist; hinter der fassade bewegt sie
sich unsicher und kommt im netz aus eifersucht, intrigen und demütigungen kaum
mehr zu luft – ihr enggeschnürtes, hochgeschlossenes, schrecklich gelbes
königinnenkleid ist mehr korsett als prunk. mit brigitte hobmeier ist auch die
stuart erstklassig besetzt, dünnhäutig und schwach und doch bis zur letzten
minute ihres lebens von einer moralischen energie beseelt, die sie nicht
triumphieren, aber doch immer wieder an menschen glauben lässt. regisseur
andreas kriegenburg sperrt die beiden gegenspielerinnen und das männliche
personal in einen bunker aus betonwürfeln, einzig die sprache sorgt für dynamik
zwischen den figuren. die sprache so sehr im zentrum, ein mutiger entscheid, da
sich ganz offenkundig auch grosse schauspieler in schillers komplex
gedrechselten versen nicht mehr einfach heimisch fühlen. aha.
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