Samstag, 26. April 2014

MÜNCHEN: DEAD-END-OPERETTE

west side story. kennt man ja. der brutale kampf zwischen den jets und den sharks, zwischen eingeborenen und secondos in new york, inclusive eine bandenübergreifende liebesgeschichte und zehn hartnäckige ohrwürmer. man guckt sich so eine musical-produktion dann aber doch ganz anders an, wenn man mit zwei jungen leuten im theater sitzt, die aus der honduranischen hauptstadt tegucigalpa kommen, wo täglich bis zu 20 menschen ermordet werden, wo die kriege der gangs den alltag vieler menschen aus allen generationen zum teil aufs gröbste beeinflussen. dann wirkt jerome robbins´ original-choreografie von 1957, wie sie jetzt für die wiedereröffnung des deutschen theaters in münchen restauriert wurde, bei aller tänzerischen professionalität und musikalischen perfektion in erster linie verharmlosend bis absurd. bandenkrieg als hübsch fetzig arrangiertes ballett, das berührt aus dieser optik plötzlich ganz unangenehm und peinlich, und dass die von romeo und julia inspirierte utopie einer gewaltfreien gesellschaft in dieser aus den usa importierten produktion ungebremst im zuckersüssen kitsch landet, macht´s nicht besser. die west side story kann durchaus als kritisches musical durchgehen, das haben neuere inszenierungen immer wieder bewiesen. hier ist sie nicht mehr als eine operette mit tödlichem ausgang.

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