west side story. kennt man ja. der
brutale kampf zwischen den jets und den sharks, zwischen eingeborenen und
secondos in new york, inclusive eine bandenübergreifende liebesgeschichte und zehn hartnäckige ohrwürmer. man
guckt sich so eine musical-produktion dann aber doch ganz anders an, wenn man mit zwei jungen leuten im
theater sitzt, die aus der honduranischen hauptstadt tegucigalpa kommen, wo täglich
bis zu 20 menschen ermordet werden, wo die kriege der gangs den alltag vieler
menschen aus allen generationen zum teil aufs gröbste beeinflussen. dann wirkt jerome
robbins´ original-choreografie von 1957, wie sie jetzt für die wiedereröffnung
des deutschen theaters in münchen restauriert wurde, bei aller tänzerischen professionalität
und musikalischen perfektion in erster linie verharmlosend bis absurd. bandenkrieg
als hübsch fetzig arrangiertes ballett, das berührt aus dieser optik plötzlich
ganz unangenehm und peinlich, und dass die von romeo und julia inspirierte
utopie einer gewaltfreien gesellschaft in dieser aus den usa importierten
produktion ungebremst im zuckersüssen kitsch landet, macht´s nicht besser. die
west side story kann durchaus als kritisches musical durchgehen, das haben
neuere inszenierungen immer wieder bewiesen. hier ist sie nicht mehr als eine
operette mit tödlichem ausgang.
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