Sonntag, 19. Mai 2013

MÜNCHEN: VON GEORG BÜCHNER UND ALBAN BERG

das messer…! ist nicht nur zum brotschneiden da…! kristof van boven ist woyzeck und blinzelt vielsagend, wenn er über das messer und seine möglichkeiten nachdenkt. dieser woyzeck zuckt während eineinhalb stunden, mal ganz offensichtlich mit armen oder beinen, mal nur beiläufig mit den wimpern oder lippen. seine blicke sind fiebrige stiche, sie stechen die mitmenschen und sie stechen ins leere. dazu watet er ununterbrochen durch das enorme wasserbecken, das die bühne im werkraum der münchner kammerspiele diesmal ausfüllt: ein spiegel der unruhigen seele. die anderen figuren tauchen wie üble träume im oder am wasser auf, im zentrum: immer woyzeck. die grösste leistung von kristof van boven ist, dass er dieser geschundenen kreatur, die zum mörder wird, aller ausgestelltheit zum trotz sämtliche geheimnisse lässt. wie viel dunkelheit ist in diesem menschen drin und wie viel kommt durch die anderen dazu? eine krankheitsgeschichte mit offenem ergebnis. sie hat den mediziner georg büchner 1836 zu seinem dramenfragment inspiriert, und der komponist alban berg entwickelte die szenen 1921 zu einer expressionistischen oper. barbara wysocka nun überlagert in ihrer inszenierung material aus schauspiel und oper, verdichtet und verfremdet es mit neuen bildern und neuen klängen zu einem albtraum des kleinen mannes. düster, monströs, ergreifend.

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