das
messer…! ist nicht nur zum brotschneiden da…! kristof van boven ist woyzeck und
blinzelt vielsagend, wenn er über das messer und seine möglichkeiten nachdenkt.
dieser woyzeck zuckt während eineinhalb stunden, mal ganz offensichtlich mit armen
oder beinen, mal nur beiläufig mit den wimpern oder lippen. seine blicke sind
fiebrige stiche, sie stechen die mitmenschen und sie stechen ins leere. dazu
watet er ununterbrochen durch das enorme wasserbecken, das die bühne im
werkraum der münchner kammerspiele diesmal ausfüllt: ein spiegel der unruhigen
seele. die anderen figuren tauchen wie üble träume im oder am wasser auf, im
zentrum: immer woyzeck. die grösste leistung von kristof van boven ist, dass er
dieser geschundenen kreatur, die zum mörder wird, aller ausgestelltheit zum
trotz sämtliche geheimnisse lässt. wie viel dunkelheit ist in diesem menschen
drin und wie viel kommt durch die anderen dazu? eine krankheitsgeschichte mit
offenem ergebnis. sie hat den mediziner georg büchner 1836 zu seinem
dramenfragment inspiriert, und der komponist alban berg entwickelte die szenen
1921 zu einer expressionistischen oper. barbara wysocka nun überlagert in ihrer
inszenierung material aus schauspiel und oper, verdichtet und verfremdet es mit
neuen bildern und neuen klängen zu einem albtraum des kleinen mannes. düster,
monströs, ergreifend.
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