„tosca“
an der staatsoper in stuttgart. die première fand im juli 1998 statt. die
inszenierung ist also 15 jahre alt. wir sehen die 79. vorstellung. eine
alarmierende ausgangslage, normalerweise: ausgelaugt, abgelutscht, mit sängern,
die den regisseur nie gekannt haben und deshalb spielen, was sie in ihrer
partie halt immer spielen zwischen moskau und madrid. es spricht schon sehr für
die qualität eines hauses und einer inszenierung, wenn es ganz anders läuft. regisseur
willy decker arbeitet mit minimaler dekoration (im ersten akt nur eine statue,
im zweiten akt nur ein riesiger tisch, im dritten akt nur ein fenster zum sternenhimmel)
und lässt so viel raum für die komplexen konstellationen zwischen den figuren,
für das spannungsfeld zwischen politik und kunst, zwischen macht und erotik, raum für puccinis musik; so
entstehen diese einfachen, grossen bilder, die auch 15 jahre unbeschadet
überdauern. zumal die drei protagonisten – catherine naglestad als tosca (sie
sang als einzige schon in der première), andrea carè als cavaradossi, michael
ebbecke als scarpia – die bei diesem werk permanent als versuchung lauernde
grosse opernpose vermeiden und, musikalisch wie darstellerisch, sehr
persönliche rollenporträts entwickeln: drei intensive geschichten von der
liebe, drei geschichten vom tod, die aufs verhängnisvollste miteinander
verknüpft sind. oper als wuchtiges kraftwerk der gefühle: diese 79. vorstellung
elektrisiert wie eine première.
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