Montag, 4. März 2013

STUTTGART: TOSCA NR. 79

„tosca“ an der staatsoper in stuttgart. die première fand im juli 1998 statt. die inszenierung ist also 15 jahre alt. wir sehen die 79. vorstellung. eine alarmierende ausgangslage, normalerweise: ausgelaugt, abgelutscht, mit sängern, die den regisseur nie gekannt haben und deshalb spielen, was sie in ihrer partie halt immer spielen zwischen moskau und madrid. es spricht schon sehr für die qualität eines hauses und einer inszenierung, wenn es ganz anders läuft. regisseur willy decker arbeitet mit minimaler dekoration (im ersten akt nur eine statue, im zweiten akt nur ein riesiger tisch, im dritten akt nur ein fenster zum sternenhimmel) und lässt so viel raum für die komplexen konstellationen zwischen den figuren, für das spannungsfeld zwischen politik und kunst, zwischen macht und erotik, raum für puccinis musik; so entstehen diese einfachen, grossen bilder, die auch 15 jahre unbeschadet überdauern. zumal die drei protagonisten – catherine naglestad als tosca (sie sang als einzige schon in der première), andrea carè als cavaradossi, michael ebbecke als scarpia – die bei diesem werk permanent als versuchung lauernde grosse opernpose vermeiden und, musikalisch wie darstellerisch, sehr persönliche rollenporträts entwickeln: drei intensive geschichten von der liebe, drei geschichten vom tod, die aufs verhängnisvollste miteinander verknüpft sind. oper als wuchtiges kraftwerk der gefühle: diese 79. vorstellung elektrisiert wie eine première.

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