so
läuft’s wohl, wenn dragan, der autohändler, eine party schmeisst: bunga-bunga
zwischen sperrholzwänden, überblonde glitter-flittchen mit abendfüllenden
silikonbrüsten tanzen auf den tischen, alle mampfen spaghetti von
plastiktellern und schmieren sich torten ins gesicht. und exakt so zeigt der
tessiner regisseur lorenzo fioroni am luzerner theater den ersten akt von
giuseppe verdis „la traviata“. violetta, die edelkurtisane, verkehrt hier nicht
in noblen pariser salons, nicht in samt und gold, sondern in der trash-society.
diese comicartige überzeichnung zum süssen melodienreigen ist erstens
gewöhnungsbedürftig und zweitens überraschend sinnig. denn der kontrast zwischen
der kaputten, falschen welt und den plötzlich aufkeimenden echten gefühlen wird
dadurch vergrössert: die wahre liebe gewinnt an tiefe, die vielen konflikte
gewinnen an schärfe, verdis musik erreicht neue dimensionen. noch selten hat
man violettas liebhaber alfredo (carlo jung-heyk cho), dessen vater seine
unstandesgemässe liaison um jeden preis unterbinden will, so ausweglos
verzweifelt gesehen, so wütend, so nahe am wahnsinn. und noch selten hat man
violettas sehnsucht nach einem anderen leben besser nachvollziehen können. die
bulgarische sopranistin svetlana doneva gibt dieser rastlos zwischen hoffnung, glück und tod hin und her eilenden frau in
jedem moment grösse und würde; traumwandlerisch bewegt sie sich über alle musikalischen
klippen und durch alle emotionalen hochs und tiefs dieser partie. eine
überzeugende, eine sehenswerte arbeit.
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