was
haben sich die zürcher gefürchtet vor ihrem neuen opernhaus-intendanten andreas
homoki. irritation, provokation, agitation – auf alles haben sie sich eingestellt.
und jetzt dies: bei seiner ersten eigenen première, „der fliegende holländer“
von richard wagner, bleibt homoki überraschend konventionell. das radikalste in
seiner klugen inszenierung, die sich auf die inneren stürme konzentriert, ist
der verzicht auf jegliche seefahrer-romantik. hier spielt die handlung in einem
handelskontor zur kolonialzeit, viel schweres holz, ledersessel, bürolisten-inventar
und über allem eine riesige afrika-karte. senta (anja kampe) verzweifelt an
diesem spiessigen reeder-mief und sehnt sich nach erlösung durch den durch
sagenwelt und weltmeere irrenden holländer. bryn terfel (zürcher debut!) ist
das ereignis des abends. als wäre johnny depps captain sparrow in die jahre und
in die pfunde gekommen, geistert dieser holländer durch sentas träume, taucht
plötzlich auf, ist plötzlich weg, auch er ein auf erlösung hoffender, das
phantom dieser oper. bryn terfel gestaltet mit seinem wuchtigen bassbariton
jede silbe einzeln, eine stimme mit tausend farbnuancen. weltklasse. sehr
differenziert geht auch der junge pariser dirigent alain altinoglu ans werk;
die kammermusikalische transparenz interessiert ihn genauso wie der üppige orchesterklang. weil homoki zwischendurch auf gag-niveau fällt (uiuiui, ein
negerhäuptling…), entwickelt dieser spuk trotzdem nicht den ultimativen sog,
sondern bleibt ein weihnachts(grusel)märchen für erwachsene.
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