odi
tu gli accenti di morte? die wahrsagerin ulrica kniet in einem kreis aus kerzen
und prophezeit gouverneur riccardo di warwick mit bebender stimme, dass seine
liebe zur frau seines freundes und beraters renato mit seinem tod enden wird.
hörst du die geräusche des todes? riccardo lacht nur über die angedrohte ermordung
und die instrumente im orchestergraben lachen mit. doch geisterhaft tragen
schwarze männer schwarze särge in die szene, immer mehr: das lachen kann den
tod nicht fernhalten. mit geradezu psychoanalytischem zugriff illustriert die
bulgarische regisseurin vera nemirova den „maskenball“ von giuseppe verdi am
theater basel und schafft für die unausweichliche eskalation dieser dreiecksbeziehung
bilder von höchster intensität. politische und private fassaden stürzen ein; die
in der musik bereits angelegte fallhöhe von den anfänglichen opera-buffa-elementen
zur schwärzesten tragödie wird dadurch atemberaubend. besser kann man das
verdi-jahr nicht einläuten. wenn solistinnen und solisten (was für ein ensemble!)
nicht nur ihre stimmen dramatisch aufzuladen vermögen, sondern spannung auch in
jede einzelne personen-konstellation zu legen verstehen, dann wird oper zum
thriller. als riccardo beim lyrischen zwischenspiel im 3.akt aus seiner
bostoner stadtvilla auf die leere strasse stürzt, unterwegs zum maskenball, fällt
sein blick plötzlich auf ein einsames kind, stumm wie ein engel, auch unterwegs
zum maskenball. es ist als tod verkleidet. odi tu gli accenti di morte?
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