bauernmädchen liebt jungen grafen und
umgekehrt. passt den beiden vätern gar nicht ins konzept, kommt schlecht, gift,
zwei tote (ein bauernmädchen, ein junger graf). als verdi sich mit 35 von den
grossen historischen stoffen abzuwenden und das individuum ins zentrum zu
rücken begann, kam ihm schillers „kabale und liebe“ gerade recht: so entstand
seine „luisa miller“ – musikdrama statt opernkonvention, sich entwickelnde motive
statt stereotype mitpfeif-nummern. in seiner inszenierung für die bayerische
staatsoper legt claus guth die oft unterschätzten qualitäten dieses werks auf
eindrückliche weise frei. hier geht es um psychologie, um projektionen von liebenden
und vor allem von vätern, die güte und strenge vortäuschen, wo purer egoismus
regiert. diese kalten gefühle stellt guth in kalten hohen räumen aus, durch die
– vorahnung – immer wieder ein trauerzug wandelt. den vier zentralen figuren
gesellt er lebendige spiegelbilder bei, verdoppelt und vervierfacht so ihre sehnsüchte
und ihre nöte, baut mit diesen spiegelungen nachtblaue seelenpanoramen und
galliggrüne vexierbilder. noch selten hat ein regisseur so viel präzise
intellektuelle vorarbeit nicht einfach nur ins programmheft geschrieben,
sondern optisch dermassen sinnlich und tiefrührend umgesetzt. das funktioniert
nur, weil serena farnocchia (luisa), ramon vargas (rodolfo), zeljko lucic
(miller) und christof fischesser (conte di walter) nicht nur herausragende
sänger sind, sondern auch kongeniale darsteller.
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