Sonntag, 4. Dezember 2011

ROMOOS: DIE KINDER VOM NAPF

laura erzählt, dass ihre familie einen der hunde auf dem hof verkaufen musste, weil er immer ihr grosi beissen wollte. man spürt, dass das keine einfache geschichte war und dass es keine schöne geschichte ist für laura. laura ist eines von 50 schulkindern in romoos, die die luzerner filmemacherin alice schmid quer durch die jahreszeiten begleitet und beobachtet hat. sie zeigt uns „die kinder vom napf“ auf dem schulweg, beim heuen und beim mausen, in der bibliothek, beim guetzle und beim trachtenabend. die grosse stärke dieser filmemacherin ist ihre geduld: sie lässt diesen kindern zeit, nimmt ihren rhythmus auf, hält pausen und stille aus – und wird dafür anschliessend immer wieder durch aussergewöhnliche momente und geschichten belohnt: ein mädchen zum beispiel, das mitten auf der wiese eine karate-kür hinlegt, nur für sich und die erstaunten kühe nebenan. oder drei, die auf einem baumstamm sitzen und über vor- und nachteile von lügen diskutieren. die mädchen und buben vom napf sind alltagsphilosophen und sie sind absolut herzerfrischend. romoos liegt keine 30 kilometer von luzern entfernt, aber diese kinderschar entführt uns in eine andere welt – keine andere zeit, aber eine andere welt. einmal müssen sie in der schule phantasieren, was sie machen würden, wenn sie im nächsten jahr regieren könnten. jannic sagt: „ich würde es das ganze jahr schneien lassen oder ein red bull trinken oder alles gott machen lassen.“ in romoos gibt es echte alternativen. und es gibt einen weiten horizont.

1 Kommentar:

  1. Alice Schmid15.12.11, 20:46

    Vielen Dank. Das ist sehr aufmerksam beschrieben. Als Regisseurin der Filmes lese ich diesen Bericht mit Genuss. Im Februar reise ich mit einer Schar Kinder an die Berlinale 2012. Dort wurde unser Werk soeben selektioniert, im Wettbewerb Generation Kplus mit dem Titel The Children from The Napf.

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