ein weiter, weisser rundhorizont. davor hängt der bühnenhimmel im residenztheater voller farbiger plastikgegenstände: rote salatsiebe, pink chi-chi, grüne sandkastenförmchen, orange schwimmringe, dutzende, hunderte. sabine kohlstedt schuf hier das einfachste und bunteste und heiterste bühnenbild, das ich seit langem gesehen habe. passt auch hervorragend, denn verhandelt wird voltaires conte philosophique „candide, ou l’optimisme“ von 1759. dieser candide (sebastian blomberg) ist gewandet wie werther, aber einigermassen anders programmiert: nicht eben der hellste, und er glaubt an das gute im menschen, an die beste aller welten, an leibniz‘ theorie. voltaire jagt den armen gesellen durch sämtliche kontinente, durch kriege und erdbeben, um seine zuversicht wenigstens partiell zu mindern. und tatsächlich: nach nur gerade 80 minuten berichtet der held dieser satirischen novelle mit sehr fröhlichem gesicht, dass tatsächlich nicht alles sehr fröhlich endet und dass wir jetzt bitte unseren garten bestellen sollen. ziemlich dialektische angelegenheit. und ziemlich unentschieden das regie-handwerk von friederike heller. mal flutet sie den gesamten bühnenhorizont mit historischen bildern (erdbeben von lissabon) und macht aus der vorlage ein prächtig illustriertes bilderbuch; mal macht sie andererseits ganz auf hörbuch, indem sie das ensemble zum immobilen rezitieren verurteilt. alles ganz gut als voltaire-amuse-bouche, nur leider nicht mehr.
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