eine kinderstimme aus dem off fasst den inhalt von shakespeares „was ihr wollt“ wie ein märchen zusammen, wer wen liebt, wer wen warum nicht bekommt, die ganze verwirrung kurz und knapp und allerliebst. worauf svetlana belesova als narr die bühne der münchner kammerspiele betritt und über unser aussichtsloses unterfangen philosophiert, den wirbelstürmen der gefühle herr zu werden. dann legen sie los, als klone von andy warhols ikonischer marilyn sitzen männlein und weiblein – ein bild für die götter – mit giftgelben perücken und smaragdgrünen lidschatten vor ihren schminktischen und spiegeln, schliesslich geht es ums spiel mit maskeraden und fassaden. zu barockarien (konserve) und popschnulzen (live) suchen sie ihre kostüme und ihre rollen, zelebrieren ihre ichbezogenheit, verlieben sich in die falschen, erscheinen auch mal im anderen geschlecht, legen allesamt furiose soli der verzweiflung hin und lassen reichlich tränen fliessen: „ich wünschte, du wärst, wie ich dich wünsche.“ es ist ja so kompliziert. ganz trocken bemerkt dazu der narr, der hier eine glatzköpfige närrin ist, wie sehr wir die anderen und uns selber immer wieder täuschen, „wie leicht die falsche seite nach aussen gekehrt werden kann“. der belgischen regisseurin lies pauwels gelingt mit dem hochklassigen ensemble eine spektakuläre shakespeare-show mit grossen effekten und kleinen kabinettstückchen, die nie ausser acht lässt, welch tiefe abgründe auch in seinen komödien stecken. wer sind wir, was spielen wir und was überspielen wir? „was denken sie, wenn sie mich zum ersten mal sehen“, fragt der einigermassen massige martin weigel einmal direkt ins publikum: „metzger? türsteher? möbelpacker?“ shakespeare schärft unseren blick. dieses spektakel ist eine ausgesprochen süffige anleitung für die nicht ganz einfache aufgabe, sich selber auf die schliche zu kommen. beim stürmischen schlussapplaus umarmt die regisseurin jede und jeden einzelnen. kommt selten vor, passt hier prima.