Montag, 14. November 2022

LAUSANNE: TIME OF MY LIFE

„have you ever been at a family dinner and wondered how you are related to those people?“ es geht drunter und drüber in alan ayckbourns „time of my life“ – und die ankündigung der village players, die in lausanne seit 30 jahren das englischsprachige publikum bespassen, trifft den nerv: familie kann herausforderung und hölle sein. geburtstagsparty der mutter, der vater lädt ein, man trifft sich beim italiener, der ältere sohn mit gemahlin, der jüngere (dario brander – that’s why we were there) mit seiner neusten errungenschaft. passt diese exaltierte friseurin in die familie? schon geht's los, es wird getrunken, gelästert, gekotzt. an zwei tischen neben der bühne gibt’s rückblenden zum beginn der beziehung des jüngeren sohnes und ausblicke aufs ende der ehe des älteren. eine raffinierte übungsanlage für ein fast dreistündiges konversationsstück. in der mitte und in der gegenwart lässt ayckbourn die eltern ihre lebenslügen abarbeiten, hard work, und der kellner befeuert die intrigen. ilona horvath hat mit den sieben laien einen lockeren plauderton erarbeitet, das familiensetting wirkt dadurch ausgesprochen authentisch. im gegensatz zum autor belohnt die regie allerdings nicht alle figuren mit der gleichen empathie, einzelne wirken differenziert, andere geraten zu karikaturen. komödie oder drama, das ist hier die frage. horvath will sich nicht entscheiden; die komödie vertrüge mehr biss, das drama mehr tiefe. doch ayckbourns grosse themen bleiben auch so immer präsent: wer vermag brüche zu heilen? und wo hat sich schon wieder das verflixte glück versteckt in der beziehungskiste? der ältere sohn hat da eine vermutung: „i think we’re happy. aren’t we? who the hell ever knows when they’re happy?“ familie und glück müssen kein widerspruch sein. zum glück.

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