Dienstag, 25. Mai 2021

LUGANO: CAPOLAVORI DELLA FOTOGRAFIA

diese ausstellung im masi (museo d’arte della svizzera italiana) in lugano ist eine wohltat. in einer welt, die uns mit bildern bis zur bewusstlosigkeit zudeckt, spannt „capolavori della fotografia moderna“ einen bogen zu den meisterwerken von 1900 bis 1940. über 200 fotografien aus der sammlung thomas walther des museum of modern art new york werden hier erstmals in europa gezeigt: porträts, stadtlandschaften, stilleben, alles schwarz-weiss. eine aussergewöhnliche aura umgibt diese bilder, denn fotografieren war damals noch nicht sekundenschnelles schiessen, sondern langsames, sorgfältiges kunsthandwerk, auseinandersetzung mit dem sujet und dem licht zunächst und anschliessend auseinandersetzung mit dem material, mit platin und palladium zum beispiel. die fotografinnen und fotografen experimentierten vor allem in den jahren zwischen den weltkriegen viel und lustvoll; das reicht von surrealistischen fotomontagen bis zu gewagten selfies eines fallschirmspringers. die aufkommenden zeitschriften („berliner illustrirte“, ja, ohne e, „life“, „vogue“) trugen dann massiv dazu bei, dass die fotografie zum wichtigsten visuellen gestaltungsmittel wurde. bis heute. tut gut, sich in dieser grosszügig konzipierten ausstellung wieder einmal klar zu werden, dass das wichtigste beim fotografieren nicht das abdrücken ist, sondern das exakte hinschauen zuvor. die wurzeln der heutigen instagram-hektik liegen in diesen ruhigen bildern von grosser klarheit, grosser gelassenheit, grosser schönheit.

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