das wetter ist in breslau fast sommerlich, die sonne
blendet, der himmel ist blau und die luft ist rein. so nimmt es literaturnobelpreisträgerin
olga tokarczuk wahr, die zuhause sitzt und die derzeitige isolation nicht
bedauert: „ich hatte schon seit längerem zu viel welt um mich herum. zu viel,
zu schnell, zu laut“, schreibt sie in ihrem corona-aufsatz in der frankfurter
allgemeinen zeitung. ihre introversion habe lange unter dem diktat hyperaktiver
extrovertierter gelitten. wie unterschiedlich nehmen introvertierte und
extrovertierte diesen ausnahmezustand wahr? wie unterschiedlich wird er sich
auf ihre zukunft auswirken? „wir sitzen zu hause, lesen bücher und schauen
serien, aber in wirklichkeit bereiten wir uns auf die schlacht um eine neue
wirklichkeit vor, die wir uns noch nicht einmal vorstellen können; nur beginnen
wir langsam zu begreifen, dass nichts mehr so sein wird, wie es war. (…) jetzt
kommen neue zeiten.“ für die grösste niederlage in diesen schlechten zeiten hält
tokarczuk die schliessung der staatsgrenzen: „zurückgekehrt sind die alten
egoismen und die kategorien ‚eigen‘ und ‚fremd‘.“ ja, jetzt kommen neue zeiten.
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