Montag, 2. Dezember 2019

HORW: VERQUER

ins leben gerufen wurde der jugend-jodelchor jutz.ch mit mitgliedern von appenzell bis genf fürs europäische jugendchor-festival 2016 in basel. dass es ihn immer noch gibt, ist a) nicht selbstverständlich und b) höchst erfreulich. wie sich diese flotte bande, deren lebensmittelpunkt eben nicht in abgelegenen bergtälern liegt, lustvoll ins trachten- und sennenoutfit stürzt, um sich dann unter der leitung von simone felber und benjamin rapp dem naturjodel zu widmen, leidenschaftlich und auf höchstem niveau, wie sie völlig kitsch- und ironiefrei „vom briefli as müetti“ und vom „rissli dörs härz“ singen, das beeindruckt und berührt. traditionelle weisen, junge stimmen – diesem kontrast kann man sich nicht entziehen. für sein programm „verquer“, das  jetzt auch in horw zu hören war, hat sich jutz.ch mit dem lukas gernet quartett zusammengetan. zu beginn in getrennten sets, mal jodel, mal jazz, nähern sich die beiden klangwelten in der zweiten hälfte mehr und mehr, inspirieren sich gegenseitig, vermischen sich, fordern sich heraus, zur sichtlichen freude der beteiligten und des publikums. das ganze gipfelt in den „alpine sketches“, einer von lukas gernet komponierten suite für chor und band, die tänze, melancholische weisen und andere klänge aus den bergen aufnimmt, neu bündelt, neu interpretiert und – kino im kopf – zu einem faszinierend vielschichtigen panorama der stimmungen und befindlichkeiten in den bergwelten der gegenwart entwickelt. vielleicht ist das volksmusik 2.0, vielleicht auch bereits 4.0, und gerade wegen dieser sehr jugendlichen besetzung von grosser verführungskraft. fast geht einem da es rissli dörs härz.

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