klar, wir lassen uns ganz gerne
täuschen. wie war das doch gleich, als wir das mittlerweile unvermeidliche
cheminéefeuer auf dem flachbildschirm im hotelzimmer das erste mal gewärtigten?
eben. genau so ging es unseren lieben vorfahren im 18.jahrhundert, als sich der
hübsch drappierte salatkopf auf dem reich gedeckten tisch der gastgeber als
deckelterrine aus porzellan entpuppte. optische täuschungen gab es schon immer,
künstler und designerinnen machten und machen sich einen spass aus dem spiel mit unseren
sinnen. und wir lernen dabei sogar etwas: wahrnehmung ist relativ. unter dem
titel „lust der täuschung“ zeigt die kunsthalle münchen einen höchst amüsanten
parcours durch die jahrtausende, „von antiker kunst bis zur virtual reality“.
das reicht von kleinen sujets wie gefälschten traueranzeigen bis zu ganzen
räumen, die über ihre wirklichen masse hinaus vergrössert werden durch
perspektivische malereien oder bildtapeten. was ist echt und was ist falsch,
was fakt und was fiktion? in zeiten von fake news ist dieser befund nicht mehr
so einfach zu erheben. immerhin bietet diese ausstellung viele anreize, sich
dies bewusster zu machen und die sinne zu schärfen. so kann es eine kritik der
herrschenden verhältnisse sein oder aber durchaus auch deren fortführung mit
anderen mitteln, wenn philipp messner in seinem exponat die überwachungskameras
am münchner hauptbahnhof mit 3d-masken überlistet, die er sich überstülpt. lust
der täuschung? die lage ist ernst.
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