Montag, 27. August 2018

FOROGLIO: LA RIEFENSTAHL

wandern auf den spuren von leni riefenstahl? nein, natürlich nicht. aber schön der reihe nach. in foroglio, wo das val calnègia ins val bavona mündet, also eigentlich am ende der welt, bietet sich uns eine atemberaubende kulisse: ein 110 meter hoher wasserfall. wir kannten ihn nicht, doch die tessiner sagen, er sei ihr spektakulärster. oben, wo der bach aus dem seitental seinen auftritt hat, scheint er ein schmales wässerchen zu sein, doch mit dem abrupten sturz in die tiefe wird er breiter, wuchtiger, zischender, bevor die wasserkraft unten hinter einem gewaltigen felsbrocken aufschlägt und in abermillionen tropfen und tröpfchen wieder gegen den himmel stiebt. von diesem naturschauspiel muss auch – jetzt kommt’s und das wussten wir nicht – leni riefenstahl im fernen berlin gehört haben, die hier zentrale szenen ihres spielfilmdebuts „das blaue licht“ drehte und auch gleich die hauptrolle spielte: die raubtierhafte aussenseiterin, die im kleinen bergdorf die männer verhext, die dann in den vollmondnächten auf der suche nach dem blauen licht die felswände hochklettern und abstürzen (irene bignardi von der „repubblica“ beschreibt das für die foroglio-besucherinnen und -besucher ausgesprochen anschaulich). dieser kitsch-as-kitsch-can-streifen hat es auf der internationalen filmausstellung 1932 in berlin dann hitler angetan, der die riefenstahl in der folge zur offiziellen dokumentarfilmerin des naziregimes machte, was ihr den bekannten zweifelhaften weltruhm bescherte. dort, wo die equipe um „la riefenstahl“ jeweils stundenlang auf die perfekten lichtverhältnisse für den dreh wartete, findet sich heute die osteria la froda, die sich aller abgeschiedenheit zum trotz zu einem treffpunkt von (durchaus auch weniger umstrittenen) künstlerinnen und künstlern entwickelt hat. und die mit vorzüglichen gerichten aus der archaischen bergwelt aufwartet.

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