Samstag, 11. August 2018

BASEL: MARIA LASSNIG, MAL GANZ LEISE

die nackte alte, mürrisch auf dem motorrad. die nackte alte, eine knarre an der schläfe, eine zweite auf den betrachter gerichtet. die nackte alte, die mit dem tod tango tanzt. das sind die grellen, schreienden bilder, die wir von maria lassnig (1919-2014) kennen, provokative selbstporträts. das kunstmuseum basel zeigt jetzt eine andere seite der österreichischen ausnahmekünstlerin: zeichnungen und aquarelle aus stilleren zeiten. ganz behutsam scheint sie da ihren körper zum mittelpunkt ihrer kunst zu machen, weniger schrill, aber durchaus experimentierfreudig. der körper als würfel, der körper als käse, der körper als – immer wieder neuer anlass für empfindungen, für ein wechselspiel von innen und aussen, mal kubistisch, mal durchaus konkret, fast immer verspielt. man schaut sich das bekannte werk von lassnig ganz anders an, wenn man dieses unbekannte auch kennt. auf eines der letzten blätter im letzten raum hat sie die maxime ihrer körper- und wahrnehmungsstudien hingekritzelt: „jeder strich zählt. jeder strich hat eine lautstärke. gegensätze werden fruchtbar.“ heute ist unser hochzeitstag, da könnte man sich kein passenderes leitmotiv vorstellen.

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