Mittwoch, 6. Dezember 2017

PRANGINS: WORLD PRESS PHOTO

80‘000 bilder hat die jury des internationalen wettbewerbs „world press photo“ dieses jahr visioniert. 80‘000 bilder von 5000 fotojournalisten. bilderflut, reizüberflutung, realität 2017. die teilweise ikonischen fotos der preisträger sind jetzt im musée national im château de prangins bei nyon ausgestellt. das attentat auf den russischen botschafter während einer vernissagenrede in einer galerie in ankara (aus nächster nähe fotografiert), die blutigen opfer des vom philippinischen präsidenten duterte verschärften drogenkriegs mitten auf der strasse (in diffusem licht), in ruinen vegetierende menschen in ukrainischen unstädten (trost- und perspektivenlose porträts)  – es sind bilder oft hart an der grenze. 80‘000 bilder dürften in etwa auch dem entsprechen, was ein durchschnittlicher mensch im lauf eines jahres wahrnimmt, bewusst und unbewusst. die präsentation in prangins, grossformatig, sorgfältig, unaufgeregt, soll auch ein anreiz sein, dieser bilderflut im alltag wieder anders zu begegnen, bilder wirken zu lassen, bilder zu lesen, zu interpretieren, konsequenzen daraus zu ziehen. in den räumen darunter läuft parallel die ausstellung „swiss press photo“. ein eigenartiger kontrast: gerhard pfister stochert im nebel, doris leuthard küsst, samih sawiris protzt, kühe fahren schiff. die direkte gegenüberstellung mit den brutalen szenen weltweit mag zweierlei auslösen: wir leben auf einer insel der glückseligen / wir leben auf einer insel der naiven.

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