80‘000
bilder hat die jury des internationalen wettbewerbs „world press photo“ dieses
jahr visioniert. 80‘000 bilder von 5000 fotojournalisten. bilderflut,
reizüberflutung, realität 2017. die teilweise ikonischen fotos der preisträger
sind jetzt im musée national im château de prangins bei nyon ausgestellt. das
attentat auf den russischen botschafter während einer vernissagenrede in einer
galerie in ankara (aus nächster nähe fotografiert), die blutigen opfer des vom
philippinischen präsidenten duterte verschärften drogenkriegs mitten auf der
strasse (in diffusem licht), in ruinen vegetierende menschen in ukrainischen
unstädten (trost- und perspektivenlose porträts) – es sind bilder oft hart an der grenze. 80‘000
bilder dürften in etwa auch dem entsprechen, was ein durchschnittlicher mensch
im lauf eines jahres wahrnimmt, bewusst und unbewusst. die präsentation in
prangins, grossformatig, sorgfältig, unaufgeregt, soll auch ein anreiz sein, dieser
bilderflut im alltag wieder anders zu begegnen, bilder wirken zu lassen, bilder
zu lesen, zu interpretieren, konsequenzen daraus zu ziehen. in den räumen
darunter läuft parallel die ausstellung „swiss press photo“. ein eigenartiger
kontrast: gerhard pfister stochert im nebel, doris leuthard küsst, samih
sawiris protzt, kühe fahren schiff. die direkte gegenüberstellung mit den
brutalen szenen weltweit mag zweierlei auslösen: wir leben auf einer insel der
glückseligen / wir leben auf einer insel der naiven.
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