hitlers
lieblingsoperette also. über 30 mal soll er sie sich angeschaut haben.
ausgerechnet „die lustige witwe“ eröffnet jetzt das totalsanierte staatstheater
am gärtnerplatz, münchens volksoper. intendant josef e. köpplinger verlegt die
zickzack-romanze der reichen witwe hanna glawari und des lebenslustigen grafen
danilo an den vorabend des ersten weltkriegs. er erfindet den tod als omnipräsente
stumme figur dazu, die der tänzer und choreograf adam cooper zur faszinierenden
hauptrolle macht: mit kahlem kopf und schwarzem mantel, dezent im hintergrund, elegant
im vordergrund, der tod streut rosenblätter, der tod küsst mit, der tod tanzt
im drei-viertel-takt den gesellschaftlichen und staatspolitischen abgründen
entlang. er führt am schluss die männer in den krieg und nimmt sich die witwe,
kein happy-end. so weit, so bitter. daneben allerdings gönnt sich köpplinger
reichlich platz für operettenroutine und -kitsch, mit viel tempo und auf höchst
professionellem niveau, aber von allem a bisserl zu viel: drehbühne
im dauerbetrieb, trockeneisorgien, kostümorgien, champagnerorgien, schlüpfrige
pointen. da wünscht man sich dann immer mal wieder den tod herbei, den
so stilsicheren. tolles leisten der neue chefdirigent anthony bramall und die neue
akustik im orchestergraben: dieser lehár kommt nie klebrig daher, er knistert und
funkelt und sprüht. da können die beiden hauptdarsteller camille schnoor
(witwe) und daniel prohaska (danilo) mit ihren doch eher durchschnittlichen
stimmen nicht immer mithalten, machen das aber mit viel charme wett. apropos
charme: hitler, das ist verbürgt, soll zuhause vor dem spiegel selbstverliebt
den grafen danilo nachgespielt haben, mit zylinder und johannes-heesters-schal.
ach, wäre er doch zur operette.
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