dieses
schlussbild: nacht, eine menschenleere strasse in einem aussenquartier von
istanbul, von ampeln hell erleuchtet, auf dem weiss getünchten trottoir eine
grosse blutlache, die ein einsamer wachmann mit einem viel zu schwachen
wasserstrahl wegspülen und vergessen machen will; auf diese weise wird sie nur noch
grösser und schmieriger. so endet „köpek“, das mit dem schweizer filmpreis
ausgezeichnete meisterwerk der schweizerisch-türkischen regisseurin esen işık. drei geschichten über die alltägliche gewalt in der türkei:
gewalt an einer ehefrau, gewalt an einem transsexuellen, gewalt an und von
kindern. „köpek“ (der hund) wurde vor dem türkischen desaster gedreht und
gezeigt – und jetzt wieder im rahmen des festivals von locarno. man erlebt
diesen film nach dem putsch und den darauf folgenden rückfällen ins
vordemokratische zeitalter noch intensiver, noch
bedrückender. jedes noch so private bild aus diesen privaten geschichten scheint
jetzt noch in eine andere dimension zu weisen, eine politische, eine staatliche – und
diese nächtliche blutlache am schluss ist von kaum auszuhaltender symbolik: was
bleibt, ist trostlos, ist hoffnungslos, ist ganz und gar ohne leben und ohne zukunft.
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