„es
war der rasenmähermann.“ es ist eine erotische phantasie aus längst vergangenen
tagen, die martha vor ihrem gatten und ihren gästen hervorkramt, alle
sturzbetrunken. und wie bibiana beglau für diesen rasenmähermann ihre stimme in
die tiefe kippt, ein r ums andere rollt und die silben dehnt, das hat etwas urkomisches
und beängstigendes zugleich. edward albees „wer hat angst vor virginia woolf?“
ist mittlerweile 54 jahre alt, aber als prototyp des modernen ehekriegsdramas immer noch
erstaunlich frisch. wenigstens mit der beglau als giftschlange martha, die
ihren gatten permanent erniedrigt und verletzt und das junge ehepaar, das zum
nächtlichen absacker vorbeischaut, mehr schockiert als beeindruckt. martin kušej
stellt die vier am münchner residenztheater auf einen quer über die bühne
gedehnten weissen laufsteg: hier wird gesoffen – blackout - und gesoffen und
intrigiert und – blackout – gevögelt. davor ein riesiger scherbenhaufen aus whisky-
und cognacgläsern und -flaschen, dahinter eine weisse wand. da bleibt bei
allem darstellerischen furor (neben beglau norman hacker als zynischer gatte,
nora buzalka als honey und johannes zirner als nick) wenig tiefe, optisch nicht
und psychologisch nicht. viel gepflegte flachmalerei, viel gehobener boulevard.
und wenn auf diesem schmalen und brutal ausgeleuchteten schlachtfeld der
illusionen und verpassten chancen gegen ende plötzlich doch noch echte gefühle
auftauchen, muss man nach dieser überdosis alkohol mit dieser überdosis kitsch
erst einmal fertig werden.
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