eine
frau sitzt an einem tisch, schneidet konzentriert bilder aus ihrer kindheit und
jugend aus, klebt sie neu zusammen. die frau ist meg stuart, die 50jährige
tänzerin und choreografin aus den usa, die heute in brüssel und berlin arbeitet
(damaged goods). es ist ihr erster solo-abend, und die bilder-schnipselei legt
die spur: während eineinhalb stunden tanzt sich meg stuart in der spielhalle
der münchner kammerspiele durch ihre biografie. der titel des abends („hunter“)
macht deutlich, dass kein sentimentales zurückdenken angesagt ist, sondern ein
mitunter aggressives suchen nach stationen und ereignissen, die sie geprägt,
die in ihrem kopf und in ihrem nach wie vor höchst athletischen körper spuren
hinterlassen haben. eine psychische und physische erinnerungsarbeit, an der sie
das publikum teilhaben lässt. zu einer sehr suggestiven tonspur aus geräusch-,
gesprächs- und musikfetzen entstehen expressive bilder und bewegungen, berührend,
beklemmend, erschöpfend – das bild einer vielschichtigen choreografin, neu
zusammengeklebt. und bevor sie, kreisend und schreiend, zu einem höchst ironischen yoko-ono-finale
ausholt, setzt sie sich zum publikum und erzählt ein paar geschichten aus ihrem
leben, in vertraulichem ton: wie sie tänzerin wurde, weil sie sich wie eine lieblings-trickfilmfigur
zum verschwinden bringen wollte. oder wie sie sich jetzt, wo ihre grosse kollegin
trisha brown an demenz leidet, immer wieder fragt, was wir wohl träumen werden,
wenn wir uns nicht mehr erinnern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen