was sollen wir bei kennedys zuhause?
der kennedy-clan, sagte regisseurin barbara wysocka vorab, habe sie inspiriert
für die umsetzung von donizettis „lucia di lammermoor“ (1835) an der
bayerischen staatsoper, der kennedy-clan und fürs bühnenbild der bildband „the
ruins of detroit“. uiuiui, denkt man sich, ziemlich hergeholt und ziemlich
kopfig. doch dann erzählt frau wysocka in einem bröckelnden ballsaal (detroit)
die geschichte der familie ashton zwischen machtgier, glamour und fluch
(kennedy), in den spiessig-bunten kostümen der sechziger zwar, aber ohne
unnötige gags oder us-firlefanz: sie erzählt die geschichte konsequent, spannend, brutal. mit diana damrau steht ihr als lucia eine traumbesetzung
zur verfügung, blond wie hollywood und tough wie hillary; eine starke frau, die
nicht ihre grosse liebe heiraten darf, sondern einen mann verordnet bekommt,
der ins clan-konzept passt, woran sie zerbricht. die damrau ist nicht einfach
diva, sie ist ein theatertier: sie singt diesen berühmtesten wahnsinn der
opernliteratur teils rücklings auf dem kofferraum eines chevrolet-cabrios,
teils wild mit der pistole fuchtelnd und die pistole wie ein irres gegenüber
beschwörend, sie macht – mit furioser mimik und mörderischen koloraturen - diesen
politkrimi zum psychothriller. dass dirigent kirill petrenko, der sämtliche
schichten der partitur freilegt, lucias wahnsinnsarie nicht wie üblich von
einer querflöte begleiten lässt, sondern – wie donizetti das bereits für die
uraufführung gerne gehabt hätte - von einer die melodie leicht verzerrenden glasharmonika,
eröffnet neue, unwirkliche dimensionen. sphärisch. ein grosser abend.
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