Dienstag, 2. Dezember 2014

MÜNCHEN: OPHELIA

marie jung sagt o. wieder und wieder o. hübsche idee, einen one-woman-abend (oder 50 minuten, um genau zu sein), der ophelia ins zentrum rückt, zu beginnen mit gefühlt 36 variationen des buchstabens o. eine etude des sprechens, flüsterns, singens, stockens für die schauspielerin, eine etude des zuhörens und imaginierens fürs publikum. was dann folgt im werkraum der münchner kammerspiele: die geschichte des prinzen hamlet, des intrigierens und mordens am dänischen hof, aus der sicht seiner von shakespeare doch eher an den rand gedrängten freundin. jetzt rede ich! marie jung, adrett mit blauem kleidchen, modischer hornbrille und kurzhaarschnitt, erzählt dann allerdings vor allem, was wir längst wissen. regisseur kristof van boven, selber schauspieler im ensemble, bewegt seine kollegin rein narrativ voran: kaum ein neues fragezeichen, kaum ein einwand, kaum eine reflexion. ophelia wird so zwar zur eigenständigen und durchaus sympathischen person, eigene konturen allerdings gewinnt sie nicht. was sie bei hofe gesehen und gehört hat, wissen wir danach, was und ob sie sich dabei etwas (überraschendes, unübliches, unerhörtes, unanständiges) gedacht hat, wissen wir nicht. – das erfreuliche: dass die ensemblemitglieder der kammerspiele auch zwischen ihren grossen produktionen aktiv sind, neue formen ausprobieren, auch mal scheitern und wir ihnen dabei sogar zugucken dürfen.

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