marie
jung sagt o. wieder und wieder o. hübsche idee, einen one-woman-abend (oder 50
minuten, um genau zu sein), der ophelia ins zentrum rückt, zu beginnen mit
gefühlt 36 variationen des buchstabens o. eine etude des sprechens, flüsterns,
singens, stockens für die schauspielerin, eine etude des zuhörens und
imaginierens fürs publikum. was dann folgt im werkraum der münchner
kammerspiele: die geschichte des prinzen hamlet, des intrigierens und mordens
am dänischen hof, aus der sicht seiner von shakespeare doch eher an den rand
gedrängten freundin. jetzt rede ich! marie jung, adrett mit blauem kleidchen,
modischer hornbrille und kurzhaarschnitt, erzählt dann allerdings vor allem,
was wir längst wissen. regisseur kristof van boven, selber schauspieler im
ensemble, bewegt seine kollegin rein narrativ voran: kaum ein neues
fragezeichen, kaum ein einwand, kaum eine reflexion. ophelia wird so zwar zur
eigenständigen und durchaus sympathischen person, eigene konturen allerdings
gewinnt sie nicht. was sie bei hofe gesehen und gehört hat, wissen wir danach,
was und ob sie sich dabei etwas (überraschendes, unübliches, unerhörtes,
unanständiges) gedacht hat, wissen wir nicht. – das erfreuliche: dass die
ensemblemitglieder der kammerspiele auch zwischen ihren grossen produktionen
aktiv sind, neue formen ausprobieren, auch mal scheitern und wir ihnen dabei
sogar zugucken dürfen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen