was für ein schlussbouquet: barbara hannigans letzter
auftritt als artiste étoile am lucerne festival, sie singt den vierten satz von
mahlers vierter sinfonie. "johannes das lämmlein auslasset, der metzger
herodes d'rauf passet, wir führen ein geduldig's, unschuldig's, geduldig's, ein
liebliches lämmlein zu tod!" ein kind, das sich den himmel voll fantasiert
und dann erschrickt über seine wilden gedanken. für jede facette dieses
übermütigen kindes findet barbara hannigans stimme die richtige nuance,
schmeichelnd, sinnierend, säuselnd, strahlend, klirrend. nur neun minuten
dauert dieses himmlische gedankenspiel, und trotzdem eröffnen sich hier all die
emotionalen zwischenreiche, die das lucerne festival academy orchestra unter
matthias pintscher in den vorangegangenen drei sätzen allenfalls streifte. der
vokale schlusssatz erst und hannigans überragende interpretation führten
mahlers blick aufs himmlische leben weg vom banalen, allenfalls ironischen, hin
zum doppelbödigen, zwischen paradiesischen freuden und todesängsten
schillernden.
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