ein
vorortszug rast in einen mit menschen und waren völlig überfüllten bazar. das
tönt dramatisch, sieht aber nur im zeitraffer so dramatisch aus. in
wirklichkeit pfeift der langsam herannahende zug von ferne, worauf die händler
auf dem markt von samut songkhram (thailand) ihre kisten vom gleis nehmen und
die faltdächer einfahren, damit diese nicht am zug hängen bleiben. kaum ist der
durch, nimmt sich der markt seinen platz wieder. improvisation ist alles. der
zeitraffer-film ist ein eindrückliches dokument in der ausstellung „ephemeral
urbanism“ in der pinakothek der moderne in münchen. sie beschäftigt sich mit
den fragen, ob permanenz und haltbarkeit in zeiten von krisen und migration
noch fixe kriterien von architektur sein müssen und was planer lernen können
von zeitlich beschränkten strukturen und projekten. die beispiele sind
zahlreich, vielfältig und beeindruckend: hunderte von kleinen zeltstädten für
touristen in der jordanischen wüste, ein flüchtlingslager für 47´000 somalier
in äthiopien, pilger-siedlungen für zehntausende (sinakara/peru) oder 25 millionen
(allahabad/indien) während der religiösen hochsaison, festivalcamps, militärlager
– und natürlich das oktoberfest in münchen. der gemeinsame nenner dieser erfolgreichen
temporären siedlungsformen und also eine mögliche leitplanke für die stadt der
zukunft: ausreichend raum für die menschenflüsse; intelligente, grossräumig
gedachte infrastukturen; low-tech-bauverfahren, die die gestaltung erleichtern
und flexibilität und reversibilität ermöglichen. und das wohl wichtigste: eine
atmosphäre, in der sich soziale und materielle grenzen auflösen.
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