Mittwoch, 24. Januar 2018

MÜNCHEN: EPHEMERAL URBANISM

ein vorortszug rast in einen mit menschen und waren völlig überfüllten bazar. das tönt dramatisch, sieht aber nur im zeitraffer so dramatisch aus. in wirklichkeit pfeift der langsam herannahende zug von ferne, worauf die händler auf dem markt von samut songkhram (thailand) ihre kisten vom gleis nehmen und die faltdächer einfahren, damit diese nicht am zug hängen bleiben. kaum ist der durch, nimmt sich der markt seinen platz wieder. improvisation ist alles. der zeitraffer-film ist ein eindrückliches dokument in der ausstellung „ephemeral urbanism“ in der pinakothek der moderne in münchen. sie beschäftigt sich mit den fragen, ob permanenz und haltbarkeit in zeiten von krisen und migration noch fixe kriterien von architektur sein müssen und was planer lernen können von zeitlich beschränkten strukturen und projekten. die beispiele sind zahlreich, vielfältig und beeindruckend: hunderte von kleinen zeltstädten für touristen in der jordanischen wüste, ein flüchtlingslager für 47´000 somalier in äthiopien, pilger-siedlungen für zehntausende (sinakara/peru) oder 25 millionen (allahabad/indien) während der religiösen hochsaison, festivalcamps, militärlager – und natürlich das oktoberfest in münchen. der gemeinsame nenner dieser erfolgreichen temporären siedlungsformen und also eine mögliche leitplanke für die stadt der zukunft: ausreichend raum für die menschenflüsse; intelligente, grossräumig gedachte infrastukturen; low-tech-bauverfahren, die die gestaltung erleichtern und flexibilität und reversibilität ermöglichen. und das wohl wichtigste: eine atmosphäre, in der sich soziale und materielle grenzen auflösen.

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