ich bin die nummer 66873. die
besucherinnen und besucher von antony gormleys horizon field in der grossen deichtorhalle
in hamburg werden durchnummeriert. wie alle anderen (seit ende april und noch
bis mitte september) muss auch 66873 an der garderobe die schuhe deponieren und
sich dann auf die socken machen, hin zum objekt der begierde, das gut sieben
meter über dem boden in der riesigen halle hängt: eine 49 auf 25 meter grosse,
schwarz-spiegelnde, schwebende ebene. auf der einen seite führt eine treppe
hinauf, auf der anderen seite führt eine hinunter. bis zu 100 personen dürfen
gleichzeitig oben sein. und dann? eben, eine 49 auf 25 meter grosse,
schwarz-spiegelnde, schwebende ebene. sonst nichts? sonst nichts. der besucher
ist das kunstwerk, sein spiel mit all diesen spiegelungen und schwingungen – mal
schaut’s aus, als ob er im wasser stünde, mal schaut’s aus, als ob er in den
lüften hinge. antony gormley beschäftigt sich seit jahren mit dem verhältnis
des menschlichen körpers zum raum. auf dem horizon field verführt er den
besucher zu wahrnehmungsexperimenten, zu neuen erfahrungen. völlig losgelöst
liegen, tanzen, plaudern, entspannen, staunen, umarmen, beobachten, beobachten,
beobachten. sich und die anderen. der fliegende teppich wird zum fliegenden
theater. hier, dem himmel ein stück näher, überbrückt 66873 die theaterlose,
die schreckliche zeit.
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