Sonntag, 20. Mai 2018

ALT ST. JOHANN: NATURSTIMMEN

zirpen, schnarren, pfeifen, glucksen, zischen – junge menschen in schweizer trachten schreiten von hinten durch die bis auf den letzten platz gefüllte kirche von alt st. johann und zaubern mit ihren stimmen feine, ferne naturgeräusche in den grossen, stillen raum. man schliesst die augen und sogleich startet das kino im kopf: wälder, moore, weite. über diese geräuschkulisse legt maari kallberg mit ihrem ausdrucksstarken mezzo melancholische tonfolgen aus karelien, der grenzregion zwischen finnland und russland. gänsehaut. wir sind am klangfestival naturstimmen im toggenburg, das archaische weisen aus der ganzen welt präsentieren und kombinieren will – und einen passenderen einstieg in diese oberton-olympiade kann man sich nicht vorstellen. neben dem jugendchor jutz.ch (jodlerinnen und jodler aus durchaus auch urbanen gegenden, eine wahre freude) und der finnischen sängerin und melodien-forscherin tritt auch noch das trio smite rancane cinkuss aus der sängerischen grossmacht lettland auf. so unterschiedlich die kulturen, so ähnlich die themen ihrer gesänge: sehnsucht in dur und moll, sehnsucht nach liebe, nach wärme, nach frühling, nach geborgenheit, nach heimat, nach frieden, nach sommer, nach weite. beim finale sind wieder alle gemeinsam auf der bühne, herzerfrischend, endorphine ausschüttend. die allgemeine gefühlslage beschreibt eine alte liedzeile von jutz.ch treffend: „schatte schliichid us em tal.“ kein zweifel, singen befreit. und trotzdem: den klangfestival-workshop „singend fasten“ haben wir zugunsten der fabelhaften dörrbirnen-ravioli in der festbeiz grossräumig umgangen. 

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