Freitag, 13. April 2018

BASEL: KASPAR HAUSER UND SÖHNE

der als shooting-star unter den nachwuchsregisseuren gehypte ersan mondtag inszeniert am theater basel ein stück der als shooting-star unter den nachwuchsautorinnen gehypten olga bach – ein auftragswerk, eine uraufführung: "kaspar hauser und söhne". es sind variationen über den rätselhaften findling aus dem frühen 19.jahrhundert, die die autorin, nicht immer nachvollziehbar, mit der geschichte einer nürnberger unternehmerfamilie verknüpft, 1940, 1960, 1990 und 2018, das kaspar-hauser-syndrom im würgegriff der zeitgeschichte, viel reingepackt, viel verfremdet. eulen heulen als stimmungsverstärker während beinahe vier stunden durch die nacht, hunde bellen in der ferne hinter den putzigen kartonhäuschen und acht schauspieler/innen in hässlichen fatsuits, die an die trostlosesten figuren von käthe kollwitz erinnern, nähern sich den vervielfältigten kaspar hausern, jungen und alten, mit künstlicher sprache (die von seinem stammeln inspiriert ist), künstlichen stimmlagen, künstlichen stimmungen. in ihrer sehnsucht nach einer seelischen heimat bespringen sie sich, bespucken sich, sie jammern und koksen und blödeln. und wenn den selbstverständlich immer ironisch gebrochenen bildern mal die bedeutung abhanden zu kommen droht, also ziemlich oft, müssen streichersuiten das ganze vor dem absaufen retten. es hätte eine vielstimmige etüde über aussenseiter werden können, über isolation und sozialisation und darüber, wie einer mit freiheit umgeht, der freiheit nicht kennt. solche momente schafft die autorin mit ihrer collage durchaus auch, wenn sie hausers autobiografisches material verwendet (und ernst nimmt) oder texte von verlaine und rilke; ihre dialoge dagegen sind dürftig bis dämlich, bis hin zum blondinenwitz, was durch den überdrehten bilderrausch nicht kaschiert, sondern noch offensichtlicher wird. viel shooting also und wenig substanz.

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