kyra
menaker-mossbacher ist immobilienmaklerin in den hügeln hinter l.a., die blonde
mähne immer perfekt frisiert, der überschlanke körper immer in einem
pastellfarbigen deux-pièces; ihre hunde und katzen und die hunde und katzen
ihrer kunden sind ihr wichtiger als die menschen um sie herum, seien es
amerikanische eingeborene oder mexikanische einwanderer. weil kojoten ihre
haustiere killen, entwickelt kyra eine absurde wut und hält dann kojoten für
mexikaner oder mexikaner für kojoten. diese kyra ist eine paraderolle für
wiebke puls, sie packt dieses ganze hysterische amerika, das sich aufgrund
eingebildeter bedrohungen in irreale ängste hineinsteigert, in diese eine
person. ihre nachbarn sind subtil rassistische säcke, sie grillen würstchen und
die ganze weltpolitik gleich mit (peter brombacher, stefan merki und jochen noch
haben das erschreckend gut drauf). und natürlich wollen sie, dass um ihre
villensiedlung eine mauer gebaut wird. eine mauer! t.c. boyle schrieb seinen
roman „américa“ 22 jahre bevor trump präsident spielte. und die münchner
kammerspiele setzten ihn auf ihr programm noch bevor seine kandidatur
feststand. regisseur stefan pucher reagiert mit knalligen klischees auf den
umstand, dass die realität die üble phantasie längst überholt hat: die usa als
schäbige show zwischen shopping-malls und swimming-pools. die abgründe sind
überall und keiner will sie sehen. der parallel laufenden zarten
liebesgeschichte von américa und cándido, zwei illegalen, aber harmlosen
einwanderern, die im land ihrer träume grund- und endlos gedemütigt werden,
widmet pucher die feinen momente: spanisch, englisch und deutsch entwickeln
sylvana seddig und gonzalo cunill in einer wild gewordenen welt eine rauhe
poesie. die grenze zu mexiko hiess früher übrigens – wie boyles roman im
original – „the tortilla curtain“. das waren noch zeiten.
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