er ist
ein widerliches arschloch, ein gemeiner egozentriker, ein irrer machtmensch. er
verhöhnt seine nächsten, begrapscht wahllos frauen und geht über leichen. hauptsache:
der grösste sein. natürlich muss man den ganzen abend an trump denken, obwohl
michael thalheimer in seiner inszenierung von shakespeares „richard III.“ am
residenztheater in münchen den allzu offensichtlichen bezug vermeidet: norman
hacker trägt schulterlange, verschwitzte haarsträhnen und haust in einem
turmhohen bretterverlies (von olaf altmann), auf dessen boden permanent
schwarzes laub raschelt, eine düstere szenerie, durch die wummernden bassakkorde
aus dem off noch düsterer aufgeladen. ein ort des grauens. so richtig irr,
beängstigend irr wird dieser richard nach der pause, als er ganz oben, als er
endlich könig ist. da faucht und feixt er, zerkaut brüllend jede silbe der
thomas-brasch-übersetzung mit dem unterkiefer, wechselt mitten im gespräch
idiotisch die tonart richtung knabensopran, juckt plan- und ziellos durch die
gegend – und immer wieder an die rampe: so einer sucht das publikum, so einer
braucht das publikum, er weiss zwar, dass er nackt ist („oft handeln männer
ohne tiefern sinn“), aber er glaubt auch, dass sein publikum, das er irre
glotzend fixiert, dies nicht weiss. norman hacker spielt diese zynische rampensau,
und ihre abgründe spielt er genial mit. in seinem vertrackten system von machtgier,
schuld und rache macht dieser richard die gegenspieler, die immer von hinten
aus dem dunkel durchs laub angeraschelt kommen, zu unfreiwilligen mitspielern. doch
die rampe, die gehört nur ihm. und er weiss, wie schrecklich einsam man ganz
vorne im scheinwerferkegel sein kann: „i am myself alone.“ endzeitstimmung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen