als
er pensioniert und seine post in 6047 kastanienbaum geschlossen wurde, machte
sich posthalter ruedi zurflüh mit einer schachtel voller trouvaillen auf den
weg ins museum für kommunikation (ehemals postmuseum) in bern, mit dem
vorschlag, einen teil dieser aussergewöhnlichen dokumente, briefe und postkarten dort auszustellen. bescheid negativ, es gebe zu viel sammelgut
von zu vielen ex-posthaltern. nun allerdings haben ruedi zurflüh und sein vater
und sein grossvater, die die postkunden in kastanienbaum zusammen während 98
jahren betreuten, ein viel attraktiveres denkmal erhalten: „ausgestempelt“, der sensible und kurzweilige dokumentarfilm von kurt koller und franz szekeres. nein, es
ist kein jammerfilm über nicht nachvollziehbare poststellenschliessungen und
den abbau des service public. dass sich die zeiten immer wieder und immer
schneller ändern, schwingt zwar durchaus mit, doch im zentrum steht ein liebevoller,
anekdotenreicher rückblick auf drei posthalter-generationen und ihre teils
illustre kundschaft: der belgische könig leopold III. (der hier kurz vor dem
tödlichen unfall mit seiner gemahlin astrid bereits einen töffunfall baute), der
schillernde luzerner bankier ernst brunner, geheimdienstoffiziere, judenhasser
und reihenweise musiker von rafael kubelik über claudio abbado zu dj bobo. der
grosse toscanini kam jeweils zu zurflühs, um mit seiner schwester (offizielle
version für seine frau), respektive seiner geliebten in italien (inoffizielle
version) zu kabeln. ja, die post unmittelbar neben dem hotel war die seele von
kastanienbaum, andere treffpunkte gab und gibt es kaum. dieser film ist eine
liebeserklärung auch an dieses spezielle dorf. wie sagt doch die off-sprecherin
im film lakonisch: „ein ort, an dem zu wohnen man es sich leisten können
möchte.“
Magnificat ...carpe diem !
AntwortenLöschen