Dienstag, 14. November 2017

MÜNCHEN: KATASTROPHE #2

„katastrophe“ heisst vielsagend die reihe, in der ensemblemitglieder der münchner kammerspiele einen abend selber gestalten. unter dem nicht näher ausgeführten titel "nigorozorudoka" bestreitet der tolle jungschauspieler thomas hauser die runde 2 dieser reihe mit einem speedrun zum thema mediatisierung total. eingestimmt werden wir mit der aktuellen tagesschau – ohne bilder. dann monologisiert hauser im eidottergelben sweatshirt und mit glatter glitterfrisur die tragische geschichte eines familienvaters, der in und trotz anwesenheit seiner liebsten gänzlich der tv-serie „mash“ anheimfällt, die in einem feldlazarett der us army während des koreakrieges spielt (eine sequenz aus david foster wallace´ kultroman „infinite jest“). schliesslich vergnügt er sich mit seinem kumpel niklas herbert wetzel 70 (!!) minuten lang beim videospiel „the legend of zelda – breath of the wild“; die beiden jagen uns via grossleinwand über immer neue hochplateaus zu immer neuen schreinen mit immer neuen monstern, derweil sie über das "ministerium der euphorie" im menschlichen gehirn, epileptische anfälle und ihre auswirkungen auf lustzentren, rivalitäten um einen teller suppe und den unterschied zwischen freiheit von etwas und freiheit für etwas philosophieren (auch wieder foster wallace). erkenntnis 1 (nicht neu): jungs haben beim gamen nicht nur gewaltphantasien und quasseln nicht nur dummes zeug. erkenntnis 2: ich habe, akustisch und inhaltlich, nicht alles verstanden. erkenntnis 3 (nicht neu): videogames machen mich, in dieser reihenfolge, unruhig, ungeduldig, aggressiv – wann geht das endlich, endlich zu ende? erkenntnis 4: die münchner kammerspiele haben meinen bedarf an performance-impro-spontan-spektakel auf eher durchschnittlichem niveau jetzt ausreichend gedeckt; ich möchte wieder mehr kluges theater sehen und weniger "katastrophen".

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