„katastrophe“
heisst vielsagend die reihe, in der ensemblemitglieder der münchner
kammerspiele einen abend selber gestalten. unter dem nicht näher ausgeführten titel "nigorozorudoka" bestreitet der tolle jungschauspieler thomas
hauser die runde 2 dieser reihe mit einem speedrun zum thema mediatisierung
total. eingestimmt werden wir mit der aktuellen tagesschau – ohne bilder. dann
monologisiert hauser im eidottergelben sweatshirt und mit glatter glitterfrisur die
tragische geschichte eines familienvaters, der in und trotz anwesenheit seiner
liebsten gänzlich der tv-serie „mash“ anheimfällt, die in einem feldlazarett
der us army während des koreakrieges spielt (eine sequenz aus david foster
wallace´ kultroman „infinite jest“). schliesslich vergnügt er sich mit seinem
kumpel niklas herbert wetzel 70 (!!) minuten lang beim videospiel „the legend
of zelda – breath of the wild“; die beiden jagen uns via grossleinwand über
immer neue hochplateaus zu immer neuen schreinen mit immer neuen monstern,
derweil sie über das "ministerium der euphorie" im menschlichen gehirn,
epileptische anfälle und ihre auswirkungen auf lustzentren, rivalitäten um
einen teller suppe und den unterschied zwischen freiheit von etwas und freiheit
für etwas philosophieren (auch wieder foster wallace). erkenntnis 1 (nicht neu): jungs
haben beim gamen nicht nur gewaltphantasien und quasseln nicht nur dummes zeug.
erkenntnis 2: ich habe, akustisch und inhaltlich, nicht alles verstanden.
erkenntnis 3 (nicht neu): videogames machen mich, in dieser reihenfolge, unruhig, ungeduldig, aggressiv – wann geht das endlich, endlich zu ende? erkenntnis
4: die münchner kammerspiele haben meinen bedarf an
performance-impro-spontan-spektakel auf eher durchschnittlichem niveau jetzt
ausreichend gedeckt; ich möchte wieder mehr kluges theater sehen und weniger
"katastrophen".
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