Donnerstag, 9. November 2017

MÜNCHEN: DIE KOMPLIZIN DER MUSIK

das büro der verstorbenen stararchitektin zaha hadid, herzog & de meuron, jean nouvel, henning larsen, david chipperfield – die champions league der architekten beteiligte sich am wettbewerb fürs neue münchner konzerthaus. doch abgeräumt hat das international kaum bekannte büro cukrowicz nachbaur aus bregenz. die vorarlberger entwarfen als hülle um die drei konzertsäle eine sich nach oben verjüngende, transparente scheune, die nächtens, wenn die musik spielt, in die stadt hinaus leuchtet. eine bestechende idee. „die architektur ist die komplizin der musik. es ist ihre rolle, die sucht des musikliebhabers zu verstärken.“ das schrieb jean nouvel in seinem konzept für münchen; es trifft, genau so poetisch und genau so ultimativ, auch auf das siegerprojekt zu. jetzt, wo die 31 ergebnisse des wettbewerbs mit modellen, plänen und visualisierungen zu besichtigen sind, darf man auch sagen, dass cukrowicz nachbaur den mit abstand wärmsten, elegantesten grossen konzertsaal präsentieren. bei den anderen: mehrheitlich schummrige höhlen oder kubische kühlräume, wo die musik wahlweise ersticken oder erfrieren würde (diese architekten waren vermutlich noch nie in einem konzert). bei den siegern dagegen: viel holz, weiche linien, behaglichkeit. nur mit dem standort der neuen musikscheune wird man sich noch anfreunden müssen. das werksviertel, hinter den gleisen des münchner ostbahnhofs, ist eher ein ort für tatort-kommissare als für konzertbesucherinnen. doch man kann es auch anders drehen. es gibt neben brachen und werkhallen auch ein paar coole läden hier und ein paar coole clubs; das werksviertel ist quasi das hafenviertel einer stadt ohne hafen. und hafenviertel sind ja, von riga bis lissabon, nach wie vor ziemlich hip.

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