in
einer tragenden rolle: die motorsäge. der zu beginn die ganze bühnenbreite
füllende stattliche, weisse tisch wird während der dreistündigen aufführung
etappenweise zerstückelt, erledigt, entsorgt. ein ziemlich drastisches,
bisweilen albernes bild, um den „verfall einer familie“ zu illustrieren, wie
thomas mann seinen roman „buddenbrooks“ im untertitel nannte. in den trümmern
dieses (selbstredend) mit videokameras in nahaufnahme dokumentierten
sägemassakers gelingt regisseur bastian kraft am schauspielhaus zürich
allerdings eine beachtliche, teilweise bezaubernde familienaufstellung. kann ja
nicht jeder, 800 seiten roman einfach so eindicken. claudius körber spielt den
hanno, den letzten stammhalter der buddenbrooks, der mit 15 an typhus stirbt:
lustvoll und empathisch erzählt er die geschichte vom fall der lübecker
kaufmannsdynastie aus seiner sicht, wie ein wichtel wirbelt er durch die
familienchronik und die tischtrümmer, da kommt ganz viel von thomas manns sanft-ironischem
zugriff auch auf heikelste episoden rüber. mit tempo und leichtigkeit verbindet
dieser hanno die szenen und die menschen, die zunehmend gefangen sind in der
diskrepanz zwischen grossbürgerlichen zwängen, geschäftlichen traditionen und
dem wunsch, frei atmen zu können und auch den musen und der musse ihren platz
zu geben. geschäfte fallieren, ehen zerbrechen, träume werden zu albträumen. ein
erstklassiges ensemble schafft diesen permanenten tanz zwischen heiss und kalt,
zwischen fassung und verzweiflung, zwischen hochmut und abstiegsangst, es jagt
durch diesen eskalierenden familienirrsinn, der auch ohne motorsäge ganz schön
an die nieren ginge.
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