diese
frau hat einen verführerischen blick. diese frau hat eine wilde mähne. diese
frau hat eine tolle figur. diese frau ist jung und lebenslustig. aber: oksana
volkova hat den tod in ihrer stimme. bei ihrem debut am lucerne festival singt
die weissrussische mezzosopranistin zusammen mit dem petersburger mariinsky
orchestra unter valery gergiev die „lieder und tänze des todes“ von modest
mussorgsky. eine musik voller grauen und voller entsetzen. „es tobt die
schlacht in wilder wut, der kriegslärm dröhnt gleich sturmes wettern, in roten
strömen fliesst das blut. (…) tanze und stampfe den boden so fest, dass euer
keiner sein grab je verlässt.“ soldaten sucht der tod heim in diesen liedern,
eine junge frau, einen bauern, ein kleines kind: „starr seine augen und bleich
seine wangen, lass sein dein singen, lass sein!“ wenn oksana volkova diese
melodien mit ihrem kräftigen mezzo und ihrem tiefdunkeln russisch durch den
saal geistern lässt, getragen von einem phänomenal mitfühlenden orchester, dann
werden pessimismus und hoffnungslosigkeit nicht nur spürbar, sondern geradezu
unerträglich. was für eine stimme, was für ein abgrund. die volkova führt auch
bizets carmen in ihrem repertoire. man hört sie schon (und es läuft einem eiskalt
über den rücken), wie sie da im dritten akt im zigeunerlager die karten legt
und aus tiefster tiefe klagt: „toujours - la mort.“ der tod ist ihr ständiger
begleiter. „toujours - la mort.“
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