der
eindrücklichste moment dieser saisoneröffnungspremière am luzerner theater? das
waren die fünf minuten kunstpause mitten im zweiten bild. fünf minuten nichts,
bühne und orchester total eingefroren, fünf minuten stiller protest gegen die
sparwut der luzerner regierung: so öd wäre die welt ohne kultur. davor und
danach györgy ligetis groteske oper „le grand macabre“, in der nekrotzar, tod und teufel
in einem, den weltuntergang plant, ihn aber gründlich versemmelt. krass wenig
inhalt für zweieinhalb stunden. musikalisch ist dieses werk ebenso reich wie
schräg und gewöhnungsbedürftig, mit furzenden autohupen, knallenden brettern, je
einer prise mozart, offenbach, monteverdi, alles bis zur unkenntlichkeit
entstellt und tierisch schwierig für sänger und orchester, die das aber unter
der leitung von clemens heil bravourös und lustvoll bewältigen. für die regie
wurde herbert fritsch eingeflogen, bei dem bekanntlich alles immer vor allem
knallbunt ist, diesmal sind es sieben knallbunte särge, ein ebenso effektvoller
wie naheliegender einfall für ein grusical. wenn immer wieder auch „the rocky
horror picture show“ zitiert wird, mag man nur müde schmunzeln, denn die ist
einfach besser. fritschs regie bleibt sinnfrei und rein illustrativ: sobald die
melodien zucken, zucken auch die sängerinnen, wenn die rhythmen stampfen,
stampfen auch die sänger. das ist unter dem strich ziemlich viel ziemlich
doofer slapstick. der hübscheste einfall sind zwei bleiche buben, die im kostüm
der wiener sängerknaben immer wieder durch die szenerie schlurfen und das gähnen
unterdrücken wie der kleine barron trump am wahltag seines vaters: wo, bitte,
bin ich da hingeraten?
Da hätte man den Samstag besser am Fest zur Saisoneröffnung des Schauspielhauses in Luzern Nord verbracht: tolle Bühnenshow mit kleinen Amuse-Bouches als Vorschau auf die Saison, Rundgang durch das Haus, Auktion von Requisiten, Installation im Keller, Party mit DJ ... Gut gemacht, Crew des Schauspielhauses!
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