Donnerstag, 17. August 2017

LIUZHEN: BRÜDER

besuchen sie china, bevor china sie besucht! das war einmal, dafür ist es jetzt zu spät. chinesinnen und chinesen stehen bereits am morgen vor unserem küchenfenster. sie kommen immer zahlreicher. sie bevölkern unsere städte. sie kaufen unsere uhren. und ihre eliten kaufen unsere firmen und unsere fussballclubs. es gibt keinen zwang, die menschen aus china zu mögen. angesichts ihrer zunehmenden globalen aktivitäten schadet es aber bestimmt nicht, sie besser zu verstehen. der roman "brüder" von yu hua (fischer taschenbuch verlag) ist geschichtsbuch und schelmenroman in einem, und vor allem ist er ein ausgezeichneter guide zur chinesischen mentalität. auf fast 800 seiten entwirft der autor ein gigantisches china-panorama von der kulturrevolution in den sechzigern bis zum millennium, zusammengehalten durch die geschichte zweier brüder in der kleinen stadt liuzhen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. der eine ein aufschneider und hallodri, der andere schüchtern bis zum abwinken. nichts bleibt den beiden und uns erspart: "brüder", das ist derb und drastisch, brutal und berührend. "brüder", das ist china von unten. atmosphärisch dicht, sprudelnd und aufschlussreich von der ersten bis zur letzten seite. man klappt das buch bereichert zu und denkt sich: ja, es gibt keinen zwang, die menschen aus china zu mögen, allerdings auch kein verbot.

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