mit
marthaler-inszenierungen verhält es sich wie mit freitag-taschen: alles schon gesehen,
alles schon gehabt, es gibt immer wieder neue und sie gleichen immer wieder den
alten. more of the same. jetzt also "tiefer schweb“ an den münchner
kammerspielen. der tiefe
schweb ist die tiefste stelle des bodensees, 251 meter unter der oberfläche;
hier trifft sich der nationale sicherheitsrat der vereinigten bodenseeverwaltung
in der klausurdruckkammer 55b, die bei marthaler – natürlich – mit schwerer
eiche getäfelt und mit einem stolzen kachelofen bestückt ist. die acht
mitglieder treffen sich, um… ja um was eigentlich? um über die zukunft der über
ihnen in schiffen parkierten „menschen mit temporärheimat“ und ihre
nebenwirkungen zu beraten. sie machen das an ihrem sitzungstisch wie die
garstigsten vereinsmeier, singen dazu unvermittelt liedli der geschwister
schmid und bach-kantaten, also ziemlich alles, was nicht zusammengehört. ueli
jäggi und walter hess (das ensemble wird je hälftig von den kammerspielen und
der marthaler-familie gestellt) diskutieren am pissbecken nicht-könnend über
das nicht-wollen im sinne heideggers, hassan akkouch muss als bajuwarisierter
libanese fehlerfrei sämtliche zutaten der weisswurst aufzählen und zeigt dann
auch gleich noch die artverwandtschaft von schuhplattler und breakdance, annette
paulmann gibt grossartig selbstverliebt die „fischerin vom bodensee“ – und als
ob das alles nicht reichen würde, geraten die jungs mit drei hammondorgeln auch
noch ganz übel ins simonandgarfunkeln. das ganze ist nicht der ultimative
beitrag zur lösung der migrationskrise, aber eine bitterböse persiflage auf
all jene behörden, die auch nicht können und/oder nicht wollen. ein bunter
abend mit, jawohl, tiefgang (251 meter). irgendwie passt halt in so eine
marthaler-inszenierung einfach doch mehr hinein als in eine freitag-tasche. und
jeder redundanz-fetischist wird sich auch die nächste wieder angucken.
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