er sei
„der derzeit radikal beste mozart-dirigent“, liest man am vormittag in der „süddeutschen
zeitung“, in einer geradezu euphorischen
besprechung seiner „tito“-première bei den salzburger festspielen. am abend erlebt
man, entsprechend konditioniert und gespannt, diesen teodor currentzis dann
live, mit mozarts requiem in ingolstadt. der magere, bleiche grieche trägt ein
freifallendes schwarzes hemd mit stehkragen und eine hautenge schwarze hose.
dieses eher atypische outfit unterstützt die dynamik seines dirigats und unterstreicht
sein showtalent und seinen spirituellen zugang zum werk gleichermassen. und
tatsächlich: so hat man mozarts requiem noch nie gehört. mit ungewohnten tempi,
ungewohnten pausen, ungewohnten akzenten – so frisch, so aufgekratzt, so zornig
und so innig. die mitglieder von currentzis´ musicaeterna-orchester und –chor
aus dem russischen perm dürften im schnitt exakt so alt, resp. so jung sein wie
mozart, als er diese musik kurz vor seinem tod komponierte. das gleiche gilt
für die vier solisten, darunter – hingebungsvoll und sphärisch – der luzerner
mauro peter (vom programmheft als „shootingstar unter den jungen
tenören“ gefeiert). die durchgehende jugendlichkeit dieses ensembles schafft
phänomenale klanggebilde, ein vom ersten bis zum letzten takt aufwühlendes mozart-erlebnis.
nicht enden wollender beifall. dass sich der audi-konzern, der gerade mit
beiden beinen tief im diesel-morast steckt, für den abschluss seiner
traditionellen ingolstädter sommerkonzerte ausgerechnet ein requiem aussuchte,
ist eine andere geschichte.
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